In Osttirol besuchten wir auf unserer Reise durch Tirol zwei Almen, die jeweils recht unterschiedlich von ihrer Geschichte sind, jedoch vereinen, dass die Gastgeber:innen aus ihren alten Jobs in Großstädten ausbrechen wollten und sich in die Alpen und Osttirol verliebt haben, sodass sie blieben. Auch ist das Angebot der Unterkünfte verschieden: von einer geschmackvollen Ferienunterkunft bis hin zum aktiven Yoga-Retreat.

Alfenalm

Als erstes besuchen wir die Alfenalm in Villgraten/Kalkstein. Das Konzept der Alm besteht aus zwei Arten von Unterkünften: der traditionsreichen Almhütte Alfen sowie dem neu renovierten Giatla Haus mit vier Ferienwohnungen. Auf dem Weg zur Gastgeberin Jeannette sind wir zunächst die Almhütte Alfen angefahren, um dort von den Gästen zu erfahren, dass wir im Giatla Haus erwartet werden. Das Versehen war somit gar nicht schlimm, vielmehr hatten wir so die Möglichkeit, beide Unterkünfte kennenzulernen. Im Giatla Haus angekommen, haben wir die Gastgeber Jeannette und ihren Partner Benjamin Schaller kennengelernt. Benjamin hat die Alfenalm von seinen Vorfahren übernommen und mit den Jahren renoviert und erweitert.

Waldbaden und das Leben an der Natur

Jeannette nimmt uns mit zum Waldbaden in einem der Hauswälder. Dafür laufen wir nur ein paar Meter vom Giatla Haus weg und steigen den Wald ein gutes Stück steil nach oben, durch Bäume und Moos. Nach etwa zehn Minuten Anstieg machen wir es uns an einem Hang gemütlich und genießen den Ausblick auf den Wald und die umliegenden mächtig wirkenden Berge, natürlich Barfuß. Währenddessen erzählt uns Jeannette, dass es sie über die Erntehilfe nach Kalkstein verschlagen hat und dass sie dabei Benjamin kennen und lieben gelernt hat, weshalb ihr der Umzug von Dresden gar nicht schwer gefallen ist. Dort hatte sie einen Bürojob in einer Anwaltskanzlei und hatte wenig Zeit in der Natur verbracht, beziehungsweise nur in ihrer Freizeit oder im Urlaub. Ihr Alltag hat sich seither ziemlich verändert, ein normales Wochenende gibt es aufgrund der Gästebetreuung und der eigenen Landwirtschaft mit acht Kühen sogesehen nicht mehr, dafür wohnt sie umgeben von grünen Wäldern und Wiesen der Alpen und fühlt sich viel mehr im Einklang mit sich selbst. Wenn es möglich ist, gehen Jeannette und Benjamin hoch zu ihrer Schupfe, einem kleinen Holzhaus, die es in den Alpen überall zu sehen gibt. Diese haben oft keine Fenster, da sie früher zum Lagern von Heu und Holz dienten. Auch heute ist das meist noch der Fall, aber einige sind ausgebaut, so wie die von den Gastgebern. Und wenn sie es hoch zu ihrer Schupfe schaffen, freuen sie sich auf das Entspannen in der Hängematte umgeben von einer herrlichen Ruhe.

Bergsteigen und zur Ruhe kommen

Das Dorf kann als richtiges Bergsteigerdorf bezeichnet werden; die Gäste der Alm finden hier allerlei Wanderrouten, die direkt von der Alm aus starten. Die Gastgeber stellen gerne Kontakt zu ausgebildeten Bergführer:innen her, welche die Gegend nicht nur viel besser kennen, sondern auch genau wissen, wo ein Aufstieg möglich ist und wo er eher vermieden werden sollte. Das Wandern und Bergsteigen an sich lenkt einen schon vom Alltag und stressigen Gedanken ab, doch kommt hinzu, dass die Alpen oftmals keinen Handyempfang zu lassen. Auch hier ist es von Vorteil, wenn Profis bei einer Wanderung dabei sind. Osttirol legt besonders viel Wert auf einen sanften Tourismus, weshalb es in Villgraten auch keine Skilifte gibt. Die Region setzt vielmehr einen Augenmerk auf den Erhalt der Natur. Da es in der Region auch weniger bewirtschaftete Hütten zum Einkehren gibt, statten sich die Gäste am besten selbst aus und nehmen sich ihre Jausen auf Wanderungen mit.

Von Tradition und Moderne

Die beiden Häuser der Alfenalm unterscheiden sich von ihrem Charakter. Die Almhütte Alfen ist recht traditionell eingerichtet, wohingegen das Giatla Haus als moderne Alm bezeichnet werden kann, die aufwendig renoviert wurde, doch ohne dabei ihren Tiroler Charme zu verlieren. In Blockbauweise wurde die Alm vor mehr als dreihundert Jahren errichtet und ist heute im Inneren vollkommen mit Holz verkleidet. Sie bedient sich modernster Technik und ist mit einer Fußbodenheizung sowie einem aktiven Hohlraum zur Lüftung ausgestattet. Die früheren, alten Fenster sind noch heute zu sehen, jedoch kamen neue hinzu. Bewusst wurde der Umbau und die Sanierung so gestaltet, dass alte Elemente, wie schiefe Wände, zu erahnen oder gar noch zu sehen sind. Die Bodenplatten wurden abgesenkt und das obere Geschoss ist ein offener Saunabereich mit Heubett. Die Ferienwohnungen bieten sich hervorragend zum gemütlichen Familienurlaub oder Urlaub mit Freund:innen an, wobei in der voll ausgestatteten Küchenzeile gemeinsam gekocht und anschließend auf der Terrasse oder den Holztischen und -stühlen in der Wohnstube geschlemmt werden kann.

Traditionsreich ist auch die Geschichte der Familie von Benjamin. Bis heute helfen seine Eltern noch mit, auch in der Landwirtschaft. Jeannette erzählt uns davon, wie es ist, wenn sie das Jungvieh zum ersten Mal auf über 2.000 Meter Höhe hochtreiben, und dass die jüngeren den älteren Kühen folgen, da diese bereits wissen, wohin sie laufen sollen. Bildlich gesprochen kann das auch auf die Alfenalm übertragen werden: Hier haben die Vorfahren den Weg geebnet und die Nachfahren dürfen ihn nun auf ihre Weise gestalten.

MoaAlm

Die Fahrt zur MoaAlm ist steil, je näher man sich ihr nähert; und lässt erahnen, wie herausfordernd ein Winter auf 1.800 Meter Höhe sein kann. Doch vor der Alm angekommen lohnt sich die atemberaubende Aussicht auf die Wälder und Berge, aber auch der Blick auf die moderne Alm selbst. Zum Interview erwarten uns Lottie und Ryan, welche die MoaAlm seit fünf Jahren führen. Die MoaAlm wurde ursprünglich von Xania eröffnet, die in Kroatien lebt und dort eine weitere Unterkunft, das WearActive, betreibt. Sie lernte Lottie und Ryan kennen als diese selbst als Urlauber:in zu Besuch waren; die beiden wollten die MoaAlm nicht mehr verlassen, da sie ihnen so gut gefallen hat, und sind geblieben. Ihre stressigen Jobs in London hatten sie zuvor gekündigt und sehnten sich nach einem Leben in der Natur.

Eine Woche Yoga und Natur

Die MoaAlm bietet Urlaube wochenweise an: Das Prinzip besteht darin, dass man zwar als Alleinreisende:r ankommen kann, aber am gemeinschaftlichen Almleben teilnimmt. Der Alltag gestaltet sich wie folgt: Jeder Morgen beginnt um 8 Uhr mit einem Yoga-Kurs, im Anschluss (9 Uhr) gibt es ein Frühstück, das in gemeinsamer Runde um den großen Tisch im Wohnzimmer eingenommen wird. Ab 10 Uhr geht es weiter mit geführten Wanderungen oder Ausflügen. Die Alm bietet mit der großen Terrasse auch genügend Möglichkeiten vor Ort abzuschalten, ein Buch zu lesen oder es sich im Outdoor-Whirlpool gemütlich zu machen. Gegen frühen Abend treffen sich alle Gäste wieder in der Alm und lassen den Abend gemeinsam bei einem Abendessen und netten Gesprächen ausklingen.

Den Aufenthalt macht besonders, dass das Leben in einer Gruppe für eine Woche stattfindet, mit Menschen, die man womöglich gar nicht kennt. Dabei entstehen immer wieder Freundschaften und wunderbare Begegnungen. Die Gruppen sind oftmals sehr divers, wobei die Gäste den gemeinsamen Nenner haben, dass sie gerne einen alternativen Urlaub in den Bergen machen. Die Gastgeber lieben es, dass sie jede Woche neue Gäste kennenlernen dürfen. Deren Geschichten, Motivationen für ein nachhaltiges Leben und Beweggründe für einen Urlaub auf der Alm begeistern sie immer wieder aufs Neue.

Frisches Essen und frische Luft

"Eating well helps you relax" so Lottie. Aus diesem Grund gibt es täglich frisch zubereitete vegane und vegetarische Gerichte. Die Butter und Milch stammen von regionalen Landwirten. Die Mitarbeiter:innen der MoaAlm, bis auf Lottie und Ryan, wechseln jährlich oder von Saison zu Saison, so kommt immer wieder ein frischer Wind die in Alm und die Mitarbeiter:innen können ihre verschiedenen Talente einbringen.

Für weiteres Seelenfutter sorgen Mediation, die Ruhe der Berge sowie Wanderungen an der frischen Luft. Den beiden Gastgeber:innen ist es extrem wichtig, dass die Gäste richtig entspannen und den alltäglichen Stress vergessen können, und nicht nur stupide dem Programm folgen. Wer also mag, bleibt einen Tag in der Alm, schnappt sich einen Reiseführer oder ein Coffee Table Book und genießt dabei eine Tasse Kaffee oder Tee auf dem bequemen Sofa. Auf der Alm wird es niemanden langweilig: Der Fernsehraum, der zwar vorhanden ist, steht die meiste Zeit über leer, da die Gäste ihn nicht verwenden, und wird deshalb anderweitig verwendet. Der Yogaraum steht den Gäste den ganzen Tag zur Verfügung, dort kann man die grasenden Kühe des Nachbarn beobachten — eine besondere Art der Mediation.

Der Naturpark Hohe Tauern beginnt in nur 100 Metern hinter der Alm. Das schätzen die Gäste besonders, da sie direkt loswandern können, ohne erst mit dem Auto irgendwohin fahren zu müssen. Lottie und Ryan erkunden nachwievor die Region: Sie waren beispielsweise mit dem Zelt vier Tage in den Alpen unterwegs, mit dabei: Rucksäcke, ein Zelt und ihre Hundedame Zora. Sie führen die Gäste gerne durch die Berge und zeigen ihnen, wieso sie sich in Osttirol so wohlfühlen. Außerdem bieten sie auch E-Bike-Touren an. Ryans Motto dabei lautet "if you're not flying, you're not trying", das glauben wir ihm gerne, wenn wir seine Schürfwunden am Arm betrachten. Mit den Gästen sehen die Touren natürlich weniger wild aus.

Bewusste Einfachheit

Die sechs Gästezimmer können in Zwei- oder Dreibettzimmern geteilt werden. Dabei wurde die Einrichtung bewusst auf das Wesentliche reduziert. Der stilvoll eingerichtete Wohnraum kann zudem genutzt werden. Lottie und Ryan sind fasziniert von dem Lebensstil der Osttiroler:innen, die beispielsweise ihre Fensterblumen pflegen und hegen und den langsamen Lebensstil im Dorf genießen.

Entspannend einen aktiven Urlaub genießen, so lautet das Motto der MoaAlm. Dabei trifft man auf neue, interessante Menschen und erlebt die Natur Osttirols aus nächster Nähe. Den Grad des Aktivurlaubs bestimmen die Gäste selbst: von Ski- und Langlauf im Winter bis hin zum Wandern und Baden im Frühjahr/Sommer. Die familiäre Atmosphäre mit gemeinsamen Essen und Yoga-Kursen sorgt für ein Wohlbefinden während des Aufenthalts in der MoaAlm, die man das gesamte Jahr buchen kann.

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